Was sind Sanftanlauf, Konstantelektronik und Wiederanlaufschutz?

Lesezeit: 7 Min.

Werkzeuge gibt es meistens in unterschiedlichen Ausführungen. Sie unterscheiden sich darin, ob ein Sanftanlauf oder eine Konstantelektronik enthalten ist. Lies im Folgenden, was die jeweiligen Merkmale bringen und ob welche davon notwendig sind.

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Wofür ist der Sanftanlauf? Brauche ich eine Motorenbremse? Wie hilft mir eine Konstantelektronik? Wenn Du Dir ähnliche Fragen beim Kauf von Elektrowerkzeug bereits gestellt hast, dann schafft dieser Artikel Klarheit.

Was ist der Sanftanlauf bei Elektrowerkzeug?

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Der Sanftanlauf bei Elektrowerkzeugen ist eine Funktion, die dazu dient, den Motor des Werkzeugs allmählich und kontinuierlich auf die Betriebsdrehzahl zu bringen.

Ein Sanftanlauf begrenzt die Leistungsaufnahme beim Einschalten eines Elektrowerkzeuges. Ein Sanftanlauf verhindert so eine abrupte Inbetriebnahme. Bei einer Tischkreissäge oder Oberfräse wird die Umdrehungszahl dadurch beispielsweise anfangs reduziert.

Die Reduzierung der Einschaltleistung hat mehrere Vorteile:

  • Der Einschaltstrom wird verringert. Das verhindert eine Überlastung des Stromnetzes und Rausfliegen der Sicherung. Wenn mit der Tischkreissäge gleichzeitig die Absauganlage anläuft, kommt ohne Sanftanlauf oder zeitverzögerten Anlauf eine hohe Stromspitze auf.
  • Der Motor und die angetriebenen Teile werden vor schlagartig auftretenden Beschleunigungen und Drehmomenten geschützt. Das erhöht die Lebensdauer der Teile und der Maschine.
  • Bei handgeführten Elektrowerkzeugen wird nicht zuletzt die Beschleunigungsenergie auf das gesamte Gerät reduziert. Dadurch lässt sich das Werkzeug kontrollierter halten und Führen. Die Verletzungsgefahr wird reduziert.

Die Begrenzung des Anlaufs ist nur für wenige Sekunden aktiv. Die Leistung wird in der Regel schnell kontinuierlich auf die Betriebsdrehzahl gesteigert.

In einem Satz: Der Sanftanlauf sorgt beim Einschalten des Werkzeugs sorgt dafür, dass die Stromzufuhr allmählich und kontrolliert aufgebaut wird, um den Motor und die angeschlossenen Geräte langsam auf ihre volle Leistung zu bringen. Ziel ist der Schutz des Motors, des Stromnetzes und vor allem des Nutzers.

Ein Elektrowerkzeug läuft also mit/trotz Sanftanlauf rasch auf voller Leistung. Dass die Leistung im Betrieb gehalten wird, ist Aufgabe der Konstantelektronik.

Was ist die Konstantelektronik bei Elektrowerkzeug?

Die Drehzahl des Motors eines Elektrowerkzeuges ist stark lastabhängig. Bearbeitest Du dichtes, hartes Holz, sinkt die Drehzahl ab. Das ist wie beim Joggen. Läufst Du den Berg hinauf, wirst Du automatisch langsamer.

Das Abfallen der Drehzahl ist bei der Holzbearbeitung aber ein Problem. Eine geringere Drehzahl bedeutet weniger Schnitt- bzw. Vorschubgeschwindigkeit.

Erstens dauert die Bearbeitung so länger. Zweitens bleibt das Sägeblatt länger im gleichen Bereich des Holzes. Dadurch entstehen Brandspuren, die später wieder entfernt werden müssen.

Die Konstantelektronik von Elektrowerkzeugen ist eine Funktion, die eine konstante Drehzahl unabhängig von der Belastung aufrechterhält. Dies bedeutet, dass das Elektrowerkzeug eine gleichbleibende Leistung erbringt, unabhängig davon, wie stark der Benutzer das Werkzeug belastet – solange die Belastung im vorgesehenen Bereich ist.

Ein Werkzeug mit Konstantelektronik verfügt über Sensoren, welche die Drehzahl messen. Bei einem Abfall der Drehzahl wird die Motorspannung erhöht. Das steigert die Drehzahl wieder, wodurch sie konstant gehalten wird.

Das ganze geschieht natürlich kontinuierlich in Bruchteilen von Sekunden. Damit die Drehzahl konstant gehalten werden kann, liegt die Motorspannung generell meist unter dem maximal möglichen, um Reserven zu schaffen. Konstantelektronik macht in jedem Werkzeug, das zur Holzbearbeitung eingesetzt wird, Sinn.

Was aber passiert, wenn der Strom ausfällt und plötzlich wieder fließt? Geht das Werkzeug aus und dann wieder an? Hier kommt der Wiederanlaufschutz ins Spiel.

Was ist der Wiederanlaufschutz bei Elektrowerkzeug?

Der Wiederanlaufschutz eines Elektrowerkzeuges stellt ein wichtiges Sicherheitsmerkmal dar. Er verhindert ein unbeabsichtigtes Wiederanlaufen des Werkzeugs nach beispielsweise einem Stromausfall oder einer Überlastungsabschatung.

Der Anlaufschutz ist einerseits unverzichtbar, andererseits aber auch vorgeschrieben:

Arbeitsmittel dürfen nur absichtlich in Gang gesetzt werden können

BetrSichV § 8 Satz 4

Die Maschinenrichtlinie 2006/42/EG führt dazu zusätzlich aus:

Dieses gilt auch für das Wiederingangsetzen nach einem Stillstand, ungeachtet der Ursache für diesen Stillstand.

Maschinenrichtlinie 2006/42/EG

Das selbstständige Anlaufen von Werkzeugen passiert in der Regel unerwartet. Ein Beispiel hierfür wäre, wenn nach ein Stromausfall plötzlich wieder Strom fließt. Es birgt daher großes Verletzungsrisiko:

  • Es kann zu einem Kickback/Rückschlag kommen.
  • Du könntest mit den Händen gerade im Gefahrenbereich, in der Nähe der Schneiden/Sägezähne, sein.

Zusätzlich kann das Anlaufen große Schäden am Werkzeug oder anderen Gegenständen verursachen. Stell Dir eine abgelegte Handkreissäge vor, die nach dem Wiederanlauf fröhlich über die Werkbank oder den Boden/Parkett düst.

Da der Wiederanlaufschutz bei (Halb-)Stationärmaschinen normalerweise vorgeschrieben und integriert ist, brauchst Du Dir darüber keine Gedanken machen.

Wichtig und relevant wird er bei eingebauten Handwerkzeugen. Meine Perles OF 9E Oberfräse bietet beispielsweise die Möglichkeit, den Einschalter für Dauerbetrieb zu arretieren. Ich kann sie dadurch in einen Frästisch einbauen. Da die Perles keinen Wiederanlaufschutz hat, kann es hier bei einem Stromausfall oder einer Abschaltung wegen Überlastung zu Gefahrensituationen kommen.

Verwende beim Einbau von handgeführten Maschinen in stationäre Vorrichtungen immer einen Nullspannungs-Sicherheitsschalter. Dieser verhindert den ungewollten Wiederanlauf.

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Beispiele für solche Einbauten sind:

  • Einbau einer Oberfräse in einen selbstgebauten Frästisch.
  • Verwendung einer Bohrmaschine in einem Bohrständer.
  • Einbau einer Stichsäge in einen Sägetisch. (Lasse den Einbau einer Handkreissäge in einen Tisch aus Sicherheitsgründen besser komplett sein.)

Stromausfälle und Überlastungsabschlatungen sind glücklicherweise nicht die Regel. Wenn Du die Maschine gewollt abschaltest, kommt die Motorenbremse ins Spiel.

Was ist die Motorbremse bei Elektrowerkzeug?

Bei Elektrowerkzeugen führt die Abschaltung des Antriebes kaum zu einem nennenswerten Abbremsen des Werkzeuges. Der Fräser oder das Sägeblatt dreht sich, wenn sie nicht gebremst werden, noch relativ lange weiter.

Eine Motobremse bei Elektrowerkzeugen  ist eine Sicherheitsfunktion, die den Motor des Werkzeugs schnell stoppt. Auf diese Weise schafft die Motorbremse zusätzliche Arbeitssicherheit. Indem der Motor/Antrieb nach der Abschaltung aktiv gebremst wird, wird die Nachlaufzeit stark verkürzt.

Die Festool CS 70 EB gibt es beispielsweise mit und ohne Motorenbremse. Ohne läuft das Sägeblatt bis zu 10 Sekunden nach. Mit Bremse wird es innerhalb von 3 Sekunden gestoppt. Das sind 7 Sekunden weniger Unfallgefahr.

Ich würde bei jedem Werkzeug zur Ausführung mit Bremse tendieren. Sind wir mal ehrlich: Wer bring immer die Geduld auf, zu warten, bis die Fräse oder die Säge komplett zum Stillstand gekommen ist, bevor nach Abschnitten oder dem Werkstück gegriffen wird? Vor allem bei 10 Sekunden Wartezeit...

Häufige Fragen

  • Was ist ein Sanftanlauf bei Elektrowerkzeugen?

    Ein Sanftanlauf ist eine Funktion, die bei Elektrowerkzeugen eingesetzt wird, um den Motor allmählich hochzufahren und eine abrupte Inbetriebnahme zu vermeiden. Der Sanftanlauf sorgt dafür, dass die Stromversorgung des Motors schrittweise erhöht wird, um eine sanfte Beschleunigung zu erreichen.

  • Warum ist ein Sanftanlauf wichtig?

    Ein Sanftanlauf schützt den Motor des Elektrowerkzeugs vor Schäden durch plötzliche Spannungsspitzen und vermindert die Belastung auf die Getriebe- und Antriebskomponenten des Werkzeugs. Er ermöglicht auch eine präzisere Steuerung des Werkzeugs, da der Benutzer Zeit hat, sich auf die Beschleunigung vorzubereiten und die Geschwindigkeit des Werkzeugs entsprechend anzupassen.

  • Welche Elektrowerkzeuge profitieren von einem Sanftanlauf?

    Ein Sanftanlauf ist besonders nützlich bei Elektrowerkzeugen, die viel Kraft entwickeln, also solche mit großen Motoren. Beispiele hierfür sind Oberfräsen, Kreissägen, Winkelschleifer oder Bohrmaschinen.

  • Wie funktioniert der Sanftanlauf?

    Beim Einschalten des Werkzeugs sorgt die Elektronik dafür, dass die Stromzufuhr allmählich und kontrolliert aufgebaut wird, um den Motor und die angeschlossenen Geräte langsam auf ihre volle Leistung zu bringen.

  • Was ist die Konstantelektronik bei Elektrowerkzeugen? 

    Die Konstantelektronik ist eine Funktion bei Elektrowerkzeugen, die eine konstante Drehzahl unabhängig von der Belastung aufrechterhält. Sie sorgt dafür, dass das Werkzeug eine gleichbleibende Leistung erbringt, unabhängig davon, wie stark der Benutzer das Werkzeug belastet.

  • Wie funktioniert die Konstantelektronik?

    Die Konstantelektronik überwacht ständig die Drehzahl des Motors und passt die Stromzufuhr zum Motor je nach Bedarf an. Bei hoher Belastung erhöht die Konstantelektronik die Stromzufuhr, um die Drehzahl konstant zu halten. Bei geringerer Belastung wird die Stromzufuhr reduziert, um den Stromverbrauch zu senken.

  • Welche Elektrowerkzeuge profitieren von der Konstantelektronik?

    Die Konstantelektronik ist besonders wichtig bei Elektrowerkzeugen, bei denen eine präzise Steuerung und ein gleichmäßiges Ergebnis erforderlich sind. Beispiele hierfür sind Fräsmaschinen oder Schleifgeräte.

  • Welche Arten von Konstantelektronik gibt es?

    Es gibt verschiedene Arten von Konstantelektronik, wie die Phasenanschnittsteuerung oder die PWM-Steuerung (Pulsweitenmodulation). Beide Methoden verwenden einen Mikrocontroller, um die Stromzufuhr zum Motor zu steuern und sicherzustellen, dass die Drehzahl konstant bleibt.

  • Was sind die Vorteile der Konstantelektronik?

    Die Konstantelektronik sorgt für eine gleichbleibende Leistung bei Elektrowerkzeugen, unabhängig von der Belastung. Dadurch wird ein Absinken der Drehzahl verhindert und eine präzise Steuerung des Werkzeugs ermöglicht. Außerdem senkt sie den Stromverbrauch und schützt den Motor des Werkzeugs vor Überlastung.

  • Was ist der Wiederanlaufschutz bei Elektrowerkzeugen?

    Der Wiederanlaufschutz ist eine Sicherheitsfunktion bei Elektrowerkzeugen, die das unbeabsichtigte Wiederanlaufen des Werkzeugs nach einer Stromunterbrechung verhindert. Der Wiederanlaufschutz sorgt dafür, dass das Werkzeug nicht automatisch neu startet, nachdem die Stromversorgung unterbrochen wurde.

  • Warum ist der Wiederanlaufschutz wichtig?

    Der Wiederanlaufschutz ist wichtig, um Verletzungen zu vermeiden, die durch unbeabsichtigtes Wiederanlaufen des Werkzeugs entstehen können. Durch die Verwendung des Wiederanlaufschutzes wird das Risiko von Verletzungen minimiert, da das Werkzeug nach einer Stromunterbrechung nicht unerwartet neu startet.

  • Welche Elektrowerkzeuge haben einen Wiederanlaufschutz?

    Der Wiederanlaufschutz ist besonders wichtig bei Werkzeugen, die mit scharfen Klingen oder rotierenden Schneidewerkzeugen arbeiten, wie beispielsweise Holzbearbeitungswerkzeuge wie Kreissägen, Fräsen, aber auch Winkelschleifer.

  • Wie funktioniert der Wiederanlaufschutz?

    Der Wiederanlaufschutz verhindert das unbeabsichtigte Wiederanlaufen des Werkzeugs nach einer Stromunterbrechung. Das Werkzeug kann erst wieder neu gestartet werden, wenn der Benutzer den Schalter betätigt oder den Ein-/Ausschalter betätigt.

  • Was ist die Motorbremse bei Elektrowerkzeugen?

    Die Motorbremse ist eine Sicherheitsfunktion bei Elektrowerkzeugen, die den Motor des Werkzeugs schnell zum Stillstand bringt, wenn der Benutzer den Schalter loslässt. Die Motorbremse minimiert das Risiko von Verletzungen durch rotierende Teile, indem sie das Werkzeug schnell und kontrolliert zum Stillstand bringt.

  • Welche Elektrowerkzeuge haben eine Motobremse?

    Die Motorbremse ist häufig ein Zusatzmerkmal bei teureren Werkzeugvarianten. Die Motorbremse ist besonders wichtig bei Werkzeugen, mit rotierenden Schneiden wie Sägeblätter, Fräser oder Schleifscheiben. Achte beim Kauf auf eine Motorbremse.

  • Warum ist die Motorbremse wichtig?

    Die Motorbremse ist eine wichtige Sicherheitsfunktion bei Elektrowerkzeugen, die das Risiko von Verletzungen minimiert, indem sie den Motor schnell und kontrolliert zum Stillstand bringt, sobald der Benutzer den Schalter loslässt. Dadurch wird das Werkzeug schnell und sicher zum Stillstand gebracht, um Verletzungen durch rotierende Teile zu vermeiden.

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