Die 4 Möbelbauarten der Tischler
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Dieser Text ist aus meinem Handbuch Möbel gestalten entnommen.
Bevor Du an die Planung für ein neues Möbelstück herangehst, ist es hilfreich, sich über die vorhandenen Möbel und deren Stil Gedanken zu machen. Und darüber, mit welchen Stil, das neue Möbelstück sich am besten einfügen wird.
Die grundlegenden Möbelbauarten bieten Dir hier eine Orientierung und einen Rahmen. Das hilft Dir, die ersten Designentscheidungen zu treffen.
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Möbel werden in 4 Bauarten gebaut
Im Lauf der Zeit brachte der technische Fortschritt dem Holzwerker immer
mehr und neue Werkzeuge, aber auch Werkstoffe, mit denen Möbel gebaut
werden können. Dies hat vier grundlegende Bauweisen für Gestaltung und
Herstellung von Möbeln entstehen lassen.
Die Säge bot die Möglichkeit, Bretter und Latten herzustellen. Der (moderne) Holzleim erlaubte die Herstellung von Leimplatten. Industrieller Klebstoff brachte schließlich die Holzwerkstoffplatten in die Werkstätten. Heute kann ein Möbelstück daher in vier Bauweisen gebaut werden:
- Brettbauweise
- Stollenbauweise
- Rahmenbauweise
- Plattenbauweise
Welche Bauweise für ein Möbelstück gewählt wird, hängt zu einem gewissen Maß vom verwendeten Material ab. Mit Holzwerkstoffplatten wie Sperrholz, Spanplatten oder Faserplatten wird eine Stollenbauweise entweder nicht realisierbar sein – da instabil – oder nur mit viel zusätzlichem Aufwand (lackieren, etc.) ansehnlich.
Jede Bauweise besitzt jedoch auch eine ganz spezielle Optik. Die Optik spielt damit neben den funktionalen Aspekten eine bedeutende Rolle bei der Entscheidung für oder gegen eine Bauweise. Im Folgenden werden die vier Bauweisen überblicksartig dargestellt.
Brettbauweise
Bei der Brettbauweise werden verleimte oder unverleimte Bretter genutzt, um Möbel herzustellen. Klassische Holzverbindungen wie Graten, Nut & Feder, Zinken, Zapfen oder Keile halten die Einzelteile zusammen. Das Holz arbeitet bei dieser Bauweise meist vergleichsweise stark, weswegen die Dimensionsänderungen im Verlauf der Zeit berücksichtigt werden müssen.
Möbel im Brettbau sind häufig:
- Kisten
- Kommoden
- Truhen
- Schränke
Stollenbauweise
Die Stollenbauweise beschreibt eine Konstruktionsart, bei der die Eckpfosten – die sogenannten Stollen – des Möbelstücks den Grundbaustein für das gesamte Design legen.
Was sind Stollen bei Möbeln?
Möbel in Stollenbauweise kennzeichnet die besondere Bauweise: Senkrechte durchgehende Pfosten und Säulen, die Stollen tragen das Möbelstück. In die Stollen sind die waagerechten Verbindungselemente und Ablage- bzw. Arbeitsflächen eingearbeitet.
Stollenbau Möbel erhalten keine untergesetzten Beine und stehen auch nicht auf einem Sockel. Die Stollen dienen als Eckpfosten sowie als Beine. Die „Beine“ erstrecken sich, wenn man so will, über die gesamte Läge des Werkstücks und dienen gleichzeitig als Verbindungselement. Häufig werden die Stollen/Beine
durch Verjüngungen optisch betont.
Die Seiten werden entweder mit Rahmen und Füllung oder mit Platten geschlossen. Die Verwendung von Rahmen und Füllung – wie in der untenstehenden Abbildung – lässt die Grenze zur Rahmenbauweise rein optisch etwas verschwimmen.
Möbel der Stollenbauweise sind häufig:
- Sideboard, Lowboard, etc.
- Stühle
- Tische
- Vitrinen
Rahmenbauweise
Bei der Rahmenbauweise wird der Korpus eines Möbelstücks mit mehreren verbundenen Rahmen aufgebaut. Die Rahmen werden in der Regel aus Vollholzfriesen gefertigt.
Ein Fries ist ein schmaler Streifen, der bestimmte Teile eines Gegenstandes umgrenzt und/oder dekoriert. Im Möbelbau werden die Rahmenteile als Fries bezeichnet: Längs- und Querfries sowie Zwischenfriese.
Die Rahmen nehmen zudem die Füllung auf. Als Füllung werden meist entweder Bretter oder Platten verwendet, Glas ist aber bspw. auch möglich. Dübel, Zapfen oder lösbare Beschläge verbinden im Rahmenbau die einzelnen Rahmenelemente zu einem Möbelkorpus.
Möbel der Rahmenbauweise sind häufig:
- Fenster und Türen
- Kommoden
- Schränke
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Plattenbauweise
Die Plattenbauweise konstruiert Möbel aus Plattenmaterial, für das meist Holzwerkstoffplatten wie Sperrholz, Spanplatten oder Faserplatten (MDF) genutzt wird. Die Verwendung von Massivholzbrettern oder Leimholzplatten ist hier seltener, aber nicht unüblich. Meist wird bei der Verwendung von Massivholz auf aufwendigere Verbindungen wie Zinken zurückgegriffen.
Kennzeichnend für den Plattenbau ist, dass das Möbelstück aus vier glatten Seitenflächen und einer glatten Front besteht. Es erinnert daher somit an ein Rechteck oder ein Quadrat. Einzig ein untergesetzter Sockel durchbricht den optischen Minimalismus.
Möbel der Plattenbauweise sind häufig:
- Küchenmöbelkorpus
- Kommoden
- Schränke
Die Bauweisen enthalten aufgrund ihrer Konstruktionselemente bereits eine bestimmte Optik. Die Art und Weise, wie sie den Raum, den sie einnehmen und ausfüllen birgt für sich genommen eine zusätzliche Formensprache, die jedoch nicht zwingend mit der Bauweise zusammenhängt.
Dieser Text ist aus meinem Handbuch Möbel gestalten entnommen.
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