Was sind die Unterschiede zwischen Oberfräse, Kantenfräse und Tischfräse?

Lesezeit: 8 Min.

Eine Fräse erweitert Deine Möglichkeiten der Holzbearbeitung deutlich. Mit ihr kannst Du Arbeiten ausführen, die mit einer Säge nicht oder nur schwer machbar wären. Um die richtige Fräse auszuwählen, musst Du die Unterschiede in den Bauformen kennen. Dabei soll Dir dieser Artikel helfen.

Eine Oberfräse und eine Kantenfräse sowie ein Fräsmotor liegen auf einer Werkbank. Daneben stehen weitere Fräskörbe.

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Eine Fräse ist ein Werkzeug, das enorm viele Anwendungsbereiche abdeckt. Gleichzeitig gibt es mehrere Unterschiede bei Fräsen, die sich nicht nur auf die technischen Daten beziehen. Wenn Dir die Auswahl einer Fräse schwerfällt, dann gibt Dir dieser Artikel eine Hilfestellung, welche Art von Fräse für Dich die richtige ist.

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Was für Fräsen gibt es?

Grundsätzlich gibt es vier Arten von Fräsen, die ich Dir im Folgenden genauer beschreiben werde:

  • Oberfräse (und Einhandfräse)
  • Kantenfräse
  • Fräsmotor
  • Tischfräse
  • CNC Fräse

Oberfräse

Die Oberfräse ist die „klassische Fräse“, an die vermutlich jeder denkt, wenn er über Fräsen spricht. Der Name leitet sich davon ab, dass die Fräse auf dem Werkstück steht und mit dem Fräser „von oben“ eintaucht.

Für alle Fräsen gibt es eine Menge unterschiedlicher Arten von Fräsern. Planst Du gerade Deinen ersten Fräserkauf, interessiert Dich vielleicht Dich auch, ob Fräsersets sinnvoll sind.

Die Oberfräse hat einen Fräsmotor, der (meist fest) in einem höhenverstellbaren Fräskorb befestigt ist. Der Fräshub liegt in der Regel zwischen 35 und 80 mm. Der Fräskorb ist häufig mit zwei Griffen ausgestattet, wodurch sich die Oberfräse gut führen lässt. Das ist auch notwendig, denn Oberfräsen können mit über 2.000 Watt Leistungsaufnahme und über 30.000 Umdrehungen pro Minute enorme Kräfte entwickeln.

Der Spannbereich der einzelnen Spannzange liegt in der Regel zwischen 4 und 12,7 mm. Gebräuchliche Maße sind 6, 8 und 12 mm, seltener finden sich auch 4 und 10 mm. Spannzangen mit amerikanischen Maßen haben die Größen: 1⁄4″ (6,35 mm), 3⁄8″ (9,53 mm) und 1⁄2″ (12,7 mm).

Mittlere und universale Oberfräsen haben eine Leistungsaufnahme von ~1.500 Watt und eine Spannhülse für 8 mm Fräser. Oberfräsen mit 10 oder 12 mm Spannhülsen sind häufig sehr leistungsstark und aufgrund der Leistung, der Größe und des Gewichts nicht mehr für „filigranere“ Fräsarbeiten geeignet.

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Spezialfall Einhandfräsen

Hier kommen Einhandfräsen ins Spiel. Einhandfräsen sind leichte, kompakte Fräsen mit einer kleinen bis mittleren Leistungsaufnahme. Die Leistung von Einhandfräsen ist dementsprechend geringer als die von „normalen“ Oberfräsen.

Die schwächere Leistung spiegelt sich auch in der Spannzange wider. Einhandfräsen haben nur 6 mm oder 8 mm Spannzangen (bzw. das imperiale Pendant). Mit Einhandfräsen können dafür filigranere Arbeiten und Kantenbearbeitungen einfacher ausgeführt werden.

Aufgrund der Leistung und der Größe können Einhandfräsen mit nur einer Hand bedient werden und bieten eine bessere Sicht auf das Werkstück. Grundsätzlich sind Einhandfräsen und Kantenfräsen von der Bauart ebenfalls Oberfräsen.

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Kantenfräse

Kantenfräsen sind ähnlich gebaut, wie Einhandfräsen, verfügen jedoch über (noch) weniger Leistung. Sie sind damit die leistungsschwächsten Fräsen. Ihr Einsatzgebiet ist – wie der Name bereits verrät – die Bearbeitung von Kanten.

Aufgrund der Größe fällt diese Arbeit besonders „leicht“, weil die Fräse nicht so schnell abkippt, etc. wie die größeren Modelle. Schmale und flache Nuten können ebenfalls mit der Kantenfräse gefräst werden – die geringe Leistung ist hier allerdings ein deutlich limitierender Faktor. Eine Einhandfräse ist meiner Meinung nach in der Regel flexibler, weil stärker.

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Fräsmotoren

Fräsmotoren werden in eine Aufnahme eingesetzt und treiben dort die Fräser an – daher der Name. Fräsmotoren sind somit Fräsen, die im Regelfall nicht für den manuellen Vorschub gedacht sind. Für eine universelle Einsetzbarkeit haben Fräsmotoren einen ø 43 mm Spannhals. Fräsmotoren haben zudem eine sehr schlanke Bauform, die es ermöglicht, sie platzsparend zu verbauen.

Fräsmotoren werden häufig in CNC Fräsen oder Frästischen eingebaut. Da Fräsmotoren in der Regel sehr kräftig sind, bietet sich das an. Meist werden Fräsmotoren auch deswegen eingebaut, weil sie fest darin verbaut bleiben. Eine Oberfräse, die in einen Frästisch eingebaut wird, wird je nach Anwendungsfall auch hin und wieder ausgebaut.

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Tischfräse

Bei der Tischfräse ist der Fräsmotor fest in einen stabilen Maschinentisch eingebaut. Eine Tischfräse hat sehr viel Leistung und eignet sich daher zum Bearbeiten großer Werkstücke oder sehr hartem Holz sowie dem Fräsen mit hohem Materialabtrag in einem Arbeitsgang. Ein mechanischer Vorschub erleichtert bei manchen Modellen die Arbeit.

Eine Tischfräs(maschin)e ist für viele Holzwerker preislich sowie platztechnisch Overkill. Deswegen bauen viele – wie ich auch – einen Frästisch, in den eine ausreichend starke (über 1.500 Watt, besser mehr als 2.000 Watt) Oberfräse eingebaut werden kann. Das kombiniert die Flexibilität einer Oberfräse mit der Möglichkeit der sicheren Bearbeitung auf dem Frästisch sowie der Erweiterung der Bearbeitungsmöglichkeiten durch einen Frästisch.

CNC-Fräse

Eine CNC (Computerized Numerical Control) Fräse ist eine fest eingebaute Fräse, die durch einen Computer gesteuert wird. Die einzelnen Fräsarbeiten werden „programmiert“ und durch den Computer automatisch ausgeführt. Die Steuerung durch den Computer ermöglicht sehr genaue Fräsergebnisse auch bei komplexen oder kleinen Formen. Vor allem für eine Serienfertigung ist eine CNC Fräse sehr geeignet.

CNC Fräsen gibt es auch in Größen, die einen Einsatz in der Hobbywerkstatt erlauben. Es gibt zusätzlich mehrere Bausätze, die eine kostengünstige DIY Lösung ermöglichen.

Welche Merkmale einer Fräse sind wichtig?

Die Kernmerkmale von Fräsen umfassen die folgenden Punkte:

  • Wattaufnahme
  • Drehzahl
  • Fräshub / Frästiefe
  • Größe der Spannzange

Wattaufnahme

Die Wattaufnahme gibt an, wie viel Energie die Fräse aufnimmt und verbraucht. Sie ist grundsätzlich ein Merkmal, wie „stark“ die Fräse ist. Je mehr Watt eine Fräse aufnimmt, desto „durchzugsstärker“ ist sie in der Regel und desto schneller/tiefer/breiter kannst Du fräsen.

Eine universelle Fräse hat eine Wattaufnahme von um die 1.400 bis 1.600 Watt. Dies ist ein guter Kompromiss zwischen Größe und Leistung – denn es gilt: Je mehr Leistung, desto größer wird das Gerät.

Sehr leistungsstarke Fräsen haben eine Leistungsaufnahme von über 2.000 Watt. Fräsen mit unter 1.000 Watt sind entweder Baumarktramsch (gilt v.a. bei billigen Fräsen mit No-Name Hersteller) oder für filigranere Arbeiten ausgelegt, bei der eine einfache und gute Führung wichtiger als Leistung ist. Letzteres ist vor allem bei Kantenfräsen namhafter Hersteller gegeben.

Drehzahl

Fräsarbeiten leben davon, dass eine schnell rotierende Schneide feine Späne abnimmt. Dafür müssen Fräser eine Drehzahl von 10.000-24.000 Umdrehungen pro Minute auf das Werkstück bringen.

Fräshub / Frästiefe

Der Fräshub gibt an, über wie viel Strecke der beweglich gelagerte Fräsmotor einer Oberfräse bewegt werden kann. Die meisten Fräsen verfügen über einen Fräshub im Bereich 50-80 mm.

Der Fräshub ist meiner Meinung nach ein übergewichtetes Merkmal einer Fräse. Der Fräshub bestimmt nämlich nicht, wie tief Du mit einem Fräsbit fräsen kannst.

Ein Beispiel: Eine Fräse besitzt einen Fräshub von 50 mm. Es ist ein Nutfräser mit einer Länge von 32 mm eingesetzt. Die Fräse muss 18 mm nach unten gedrückt werden, bis der Fräser auf der Werkstückoberfläche ankommt. Hätte die Fräse einen Fräshub von 75 mm müsste der Fräskorb schlicht 43 mm bewegt werden, bevor der Fräser auf der Werkstückoberfläche ankommt. Der Fräshub ändert nichts an der Länge des eingesetzten Fräsers.

Größe der Spannzange

Der Durchmesser der Spannzange bestimmt, welchen Durchmesser die eingesetzten Fräsbits haben müssen. Spannzangen gibt es mit 6, 8 und 12 mm sowie 6,35 mm (1/4") und 12,7 mm (1/2"). Kantenfräsen besitzen häufig eine 6 mm, mittlere Fräsen meist eine 8 mm und leistungsstarke Fräsen eine 12 mm Spannzange. In Fräsen mit größeren Spannzangen können häufig auch Spannzangen mit kleinerem Durchmesser eingesetzt werden.

Merkmale einer universellen Oberfräse

Eine universelle Oberfräse sollte folgende technische Daten haben:

  • Leistungsaufnahme von 1.200 bis 1.600 Watt.
  • 8 mm Spannzange – ggf. mit der Option eine 6 oder 6,35 mm Spannzange einsetzen zu können.
  • Drehzahlbereich von 14.000-20.000 Umdrehungen pro Minute. Bestenfalls elektronisch regulierbar, um unterschiedliche Werkstoffe bearbeiten zu können.
  • Fräshub von um die 50 mm (weniger wichtig, aber unter 50 mm würde ich persönlich nicht gehen).

Zubehör

Der Oberfräse sollte ein brauchbarer Parallelanschlag beiliegen. Manche Hersteller liefern nur gebogene Bleche als Anschlag mit. Solch ein Anschlag funktioniert zwar grundsätzlich, vermutlich wirst Du ihn aber mit einem Eigenbau oder Nachkauf ersetzen.

Ergonomie

Die Fräse sollte gut zu führen und einfach zu bedienen sein. Welche Griffform (Pistolengriff oder Griffknauf) angebracht ist, ist zwar Geschmackssache aber die ist eben nicht unbedeutend.

Zudem sollte die Oberfräse über eine Spindelarretierung verfügen. Sie erleichtert den Fräserwechsel.

Häufige Fragen zu Oberfräsen

Was ist eine Oberfräse?

Eine Oberfräse ist ein Elektrowerkzeug zur spanenden (=Holzspäne abtragend) Holzbearbeitung. Der Motor einer Oberfräse treibt einen Fräserbit an, der das Holz abträgt. Die Oberfräse wird dabei handgeführt über das Werkstück bewegt. Es gibt hierbei viele verschiedene Vorrichtungen, die die Fräse dabei stabilisieren und das Ergebnis verbessern.

Eine Oberfräse steht also, wie der Name bereits sagt, auf dem zu bearbeitenden Holzteil. Sie kann aber auch in einen Frästisch eingebaut werden. Das erweitert das Einsatzspektrum und erleichtert die Bearbeitung in manchen Fällen. Die Fräse ist dann „halb-stationär“ und das Holz wird bewegt.

Was ist eine Drehzahlvorwahl?

Die Drehzahl gibt an, mit wie vielen Umdrehungen pro Minute die Oberfräse einen Fräserbit dreht. Mit einer Drehzahlvorwahl kannst Du einstellen, wie viele Umdrehungen die Maschine tatsächlich leisten soll.

Das ist wichtig, weil unterschiedliche Holzarten und Werkstoffe mit verschiedenen Drehzahlen bearbeitet werden müssen. Ist die Drehzahl zu niedrig, wird nicht genug Material abgetragen und die Fräse „stockt“. Ist sie zu hoch, kommt es zu Brandspuren und schlimmstenfalls zu Glutnestern.

Was sind Tauchsäulen?

Die meisten Oberfräsen sind Tauchfräsen. Bei diesen sitzt der Fräsmotor, der den Fräsbit antreibt in einem Fräskorb. Der Fräskorb ist an zwei senkrechten Säulen – den Tauchsäulen – befestigt und kann an ihnen nach oben und unten bewegt werden. Durch diese gelagerte Konstruktion kann mit der Ober-/Tauchfräse von oben in das Werkstück eingetaucht werden.

Was ist ein Tiefenanschlag?

Ein Tiefenanschlag begrenzt die Strecke, die eine Tauchfräse nach unten, in das Werkstück hinein, geführt werden kann. Mit einem Tiefenanschlag wird somit die Frästiefe eingestellt. Ein Tiefenanschlag ist oft als Revolveranschlag gefertigt.

Was ist ein Revolveranschlag?

Ein Revolveranschlag ist eine drehbare Platte auf der mehrere (oft drei) unterschiedliche hohe Blöcke befestigt sind. Bei einer festen Tauchtiefe hast Du durch die drei verschieden hohen Anschlagpunkte effektiv drei Tiefeneinstellungen.

Dadurch, dass der Anschlag drehbar und rund ist, besitzt er von der Funktionsweise eine leichte Ähnlichkeit zu einem Trommelmagazin eines Revolvers. Daher der Name.

Was ist eine Grundplatte?

Die Grundplatte ist der unterste Teil der Fräse, welcher die Tauchsäulen (oder den Fräskorb) aufnehmen. Auf die Grundplatte ist in der Regel eine Plastikplatte aufgeschraubt, die die Reibung zwischen der Maschine und dem Werkstück verringern soll.

Hast Du weitere Fragen zu den Arten oder Anwendungsmöglichkeiten der einzelnen Fräsen? Schreibe mir einen Kommentar und ich werde den Artikel ausbauen und verbessern.

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