Genaue Schnittwinkel: ELV Bevel-Box Neigungsmesser

Lesezeit: 7 Min.

Ein ungenauer Schnittwinkel ruiniert jede Verbindung, egal ob stumpf oder auf Gehrung geschnitten. Ein Neigungsmesser hilft dabei, wiederholgenau einen perfekten Schnittwinkel am Sägeblatt einzustellen.

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Ein Neigungsmesser ist ein extrem hilfreiches Messwerkzeug, das ich Dir nur empfehlen kann. Wenn Du noch nichts von einem Neigungsmesser – auch Bevel Box genannt – gehört hast, solltest Du auf jeden Fall diesen Artikel lesen.

Ich erkläre Dir anhand der ELV Bevel Box, was ein Neigungsmesser ist und was Du damit machen kannst. Ich gebe in diesem Artikel auch meine Erfahrungen mit der Bevel Box weiter.

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Was ist ein Neigungsmesser?

Ein Neigungsmesser misst den Winkel einer Fläche im Verhältnis zu einer Referenzfläche. Das klingt etwas abstrakt, deswegen ein Beispiel mit einer Tischkreissäge:

Der Sägetisch ist die Referenzfläche, denn darauf wird das Schnittgut bewegt. Das Sägeblatt stellt die zu messende Fläche dar. Ein Neigungsmesser misst also den Winkel zwischen dem Sägetisch und dem Sägeblatt – und somit den Schnittwinkel.

Der Unterschied zu einer Wasserwaage liegt darin, dass die Referenzfläche die Erdoberfläche ist und in der Regel in 90° oder 45° Winkel oder die waagrechte dazu gemessen wird.

Die Bevel Box misst jeden beliebigen Winkel zwischen bei beliebigen Flächen. Der Sägetisch muss daher nicht „im Wasser“, also waagrecht zur Erdoberfläche stehen, wenn ein Winkel gemessen wird. Bei einer Wasserwaage wäre das der Fall.

Der Unterschied zu einem digitalen Winkelmesser ist, dass mit dem Neigungsmesser Flächen unabhängig voneinander gemessen werden können.

Ein digitaler Winkelmesser hat zwei fest miteinander verbundene Teile. Die zu messenden Referenzflächen müssen also aneinander liegen. Der Neigungsmesser kann auf einer Fläche „genullt“ werden (siehe unten) und auf einer ganz anderen den Winkel messen. Das sollte am Beispiel des Schärfwinkels deutlicher werden.

Die ELV Bevel-Box 

Die Bevel-Box von ELV hat einen Messbereich von ±180 Grad und misst in 0,1 Grad Schritten mit einer Genauigkeit von ±0,1 Grad. Zwei Pfeile (▲ bzw. ▼) im Display zeigen die Neigungsrichtung an. Eine Neigung gegenüber der Referenzfläche nach unten (negative Neigung) wird mit ▼ und der Gradzahl der Neigung angezeigt. Eine Neigung nach oben (positive Neigung) wird dementsprechend mit ▲ angezeigt.

Das Gehäuse hat die Schutzart IP 54 und ist somit spritzwassergeschützt und gegen Staub abgedichtet – aber nicht staub-/wasserdicht.

Du kannst den Neigungsmesser also theoretisch frei in der Werkstatt herumstehen lassen. Die Aufbewahrung in der mitgelieferten Hülle oder in einer Schublade aufbewahrt dürfte die Lebenserwartung trotzdem erhöhen.

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Das Gehäuse hat einen magnetischen Gehäuseboden. Besser gesagt: drei kleine eingelassene Magnete im Boden.

Die Bevel-Box kannst Du mit den Magneten an einem Sägeblatt oder anderem magnetischen Werkzeug befestigen. So hast Du die Hände frei, während Du den Schnittwinkel einstellst.

Einen Neigungsmesser ohne magnetischen Boden würde ich definitiv nicht kaufen, weil das Festhalten erstens unnötig mühselig ist, während man gleichzeitig den Schnittwinkel einstellt. Zweitens ist es fehleranfällig, weil die Chance hoch ist, dass man den Neigungswinkel beim Festhalten verstellt.

Lieferumfang

Die Packung enthält folgenden Lieferumfang:

  • ELV-Bevel-Box Neigungswinkelmesser
  • Zwei Knopfbatterien CR2032
  • Bedienungsanleitung
  • Staubschutztasche
Lieferumfang der ELV-Bevel-Box liegt ausgepackt auf einer Hobelbank
Lieferumfang der ELV Bevel-Box

Tatsächlich ist der Lieferumfang nicht gerade riesig, aber was soll ELV auch noch mehr hineinpacken? Es ist alles drin, was benötigt wird, um den Neigungsmesser sofort benutzen zu können.

ELV bietet neben der Bevel-Box noch die ELV Bevel-Box Pro an. Nach Recherche der technischen Daten habe ich mich schließlich gegen die Bevel-Box Pro entschieden. Die Unterschiede zwischen beiden Geräte erkläre ich Dir weiter unten.

Technische Daten

Merkmal Wert
Messbereich ± 180 °
Genauigkeit ± 0,1 °
Auflösung 0,1°
Spannungsversorgung 1 x Knopfbatterie CR2032
Tiefe 32 mm
Breite 50 mm
Höhe 50 mm
Abmessungen (B x H x T) 50 x 50 x 32 mm
Gehäuseschutzklasse IP54

Vor Benutzung: Neigungsmesser überprüfen

Damit der Neigungsmesser korrekte Werte anzeigt, muss er auch richtig justiert sein. Bei einem neuem Neigungsmesser solltest Du das überprüfen und ggf. nachjustieren, sofern das möglich ist – wie bspw. bei der Bevel-Box Pro.

Die Prüfung ist denkbar einfach: Der Neigungsmesser wird auf eine stabile ebene Fläche gestellt. Hier bietet sich eine stabile Glasplatte oder eine plane Küchenarbeitsplatte an.

Der Neigungsmesser wird dann mit „ZERO“ auf null gestellt und anschließend um 90° auf die Seite gedreht. Er muss nun einen Wert innerhalb der Messgenauigkeit um 90° anzeigen. Bei der Bevel-Box bedeutet das, dass die Anzeige von 89,9°, 90° und 90,1° korrekte Werte sind.

Meine erste Bevel-Box war fehlerhaft justiert und zeigte beim Kipptest eine Abweichung von 3,4° an (93,4° bzw. 86,6°). Meine Bevel Box war wohl nicht richtig justiert oder durch den Versand verstellt. Der Kundensupport und anschließende Umtausch bei ELV war problemlos möglich. Das hat mich überzeugt, gerade weil ich erst Monate nach der Bestellung reklamiert habe.

Anwendungsmöglichkeiten

Für den Neigungsmesser gibt es verschiedene Anwendungsmöglichkeiten. Zwei davon stelle ich Dir hier detaillierter vor. Weiter unten findest Du eine Liste mit weiteren Verwendungsmöglichkeiten für einen Neiungsmesser.

Schnittwinkel an der Tischkreissäge prüfen oder einstellen

Die ELV Bevel-Box ist mit dem Magnetfuß an einem Tischkreissägeblatt befestigt und zeigt einen Schnittwinkel von 30° an
Mit der Bevel-Box lassen sich sehr genau die Schnittwinkel an der Tischkreissäge einstellen

Mit dem Neigungsmesser kannst Du den Schnittwinkel an Deiner Tischkreissäge oder der Kappsäge leicht überprüfen und einstellen. Das geht in vier einfachen Schritten.

  1. Die Bevel Box wird auf den Sägetisch gestellt und „genullt“.
  2. Der Neigungsmesser wird mit dem Magnetfuß am Sägeblatt befestigt.
    • Zeigt die Bevel Box jetzt 90° an, ist das Sägeblatt perfekt rechtwinklig zum Tisch.
  3. Um einen Gehrungsschnitt einzustellen, wird der Neigungsmesser erneut genullt.
  4. Jetzt wird der Schnittwinkel an der Säge verstellt.
    • Der nun angezeigte Winkel entspricht dem Schnittwinkel. Er kann jetzt auf 0,1° genau eingestellt werden.

Wenn Du diese vier Punkte einhältst, erreichst Du sehr exakte Gehrungsschnitte. Überspringst Du die ersten beiden Schritte, dann wird der Gehrungswinkel möglicherweise ungenau, weil Sägeblatt nicht (mehr) auf exakt 90° eingestellt war.

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Mit dem Neigungsmesser kannst Du ebenso den 90° und 45° Endanschlag an der Schnittwinkelverstellung überprüfen und einstellen.

  1. Das Sägeblatt mit der Schnittwinkelverstellung an den 90° Endanschlag geschwenkt.
  2. Die Bevel Box wird auf den Sägetisch gestellt und „genullt“.
  3. Der Neigungsmesser wird mit dem Magnetfuß am Sägeblatt befestigt.
  4. Zeigt die Bevel Box einen anderen Winkel als 90° an, muss der Endanschlag neu justiert werden.
  5. Der 45° Winkel wird analog dazu überprüft und eingestellt.

Wenn der Endanschlag sauber eingestellt ist, kann man sich (einige Zeit) auf die Winkelgenauigkeit verlassen. Dann sind und diese beiden Winkel schnell eingestellt, indem das Sägeblatt an den Endanschlag geschwenkt wird. Die Endanschläge solltest Du allerdings immer wieder mal überprüft und gegebenenfalls nachjustieren. Sie verstellen sich mit der Zeit etwas.

Schwierige Schnittwinkel einstellen

Möchtest Du Dich an einen schwierigen Gehrungswinkel herantasten – beispielsweise an 51,73° für ein Siebeneck –, dann kann Dir der Neigungsmesser eine große Hilfe sein.

Den Schnittwinkel kannst Du leicht in 0,1° Schritten verstellen. Zuerst stellst Du einen Winkel ein und machst Du einen Schnitt. Anschließend überprüfst Du, ob es passt. Stimmt der Winkel nicht, setzt Du die Bevel-Box erneut am Sägeblatt an, „nullst“ sie und verstellst den Sägewinkel um 0,1° (oder mehr).

Schleif- und Schwärfwinkel am Hobeleisen oder Stechbeitel einstellen

Beim Schärfen mit einer Schärfführung finde ich es ziemlich umständlich, den Schärfwinkel zu überprüfen. Ein normaler Winkelmesser stößt irgendwo an der Führung an und kann den Winkel daher nicht messen. Alle Behelfsmethoden, die ich zur Messung ausprobiert habe, waren ebenfalls sehr umständlich.

Daher ist die Bevel-Box ideal, um den Schärfwinkel einzustellen.

  1. Stell die Bevel Box auf den Schärfstein und nulle die Anzeige.
  2. Spanne das Hobeleisen in die Schleifführung ein und stelle beides auf den Schärfstein
  3. Befestige die Bevel Box auf dem Hobeleisen.
    • Der angezeigte Winkel entspricht dem Schärfwinkel. Ist er falsch, kann das Hobeleisen mit aufgesetztem Neigungsmesser leicht in der Führung verschoben werden, bis er stimmt.

Beim Einspannen und gegebenenfalls beim Verstellen musst Du darauf achten, dass das Hobeleisen oder der Stechbeitel rechtwinklig eingespannt bleibt. Daher geht die Einstellung des Schärfwinkels noch einfacher, bequemer und schneller mit einem Winkeleinstellbrett für die Schärfführung.

Die ELV Bevel-Box ist mit dem Magnetfuß an einem Hobeleisen befestigt, das in eine Schärfführung eingespannt ist.
Den Schärfwinkel beim Schärfen kann man mit der Bevel-Box sehr gut einstellen und überprüfen
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Das waren die Hauptanwendungsfälle, für die ich den Neigungsmesser benutze. Es gibt aber noch andere.

  • Den Gehrungswinkel an einem Werkstück kannst Du überprüfen, indem Du die Bevelbox an eine gerade Kante anlegst, nullst und dann an die Schnittkante mit Gehrung anlegst.
  • Wer einen Bohrständer/Standbohrmaschine mit schwenkbaren Rundtisch besitzt, kann den Rundtisch exakt einstellen.
  • Bei einem Bohrständer, für den ein Untertisch selber gebaut wurde, kannst Du die Rechtwinkligkeit der Grundplatte zum Bohrer mit dem Neigungsmesser überprüfen.
  • Der Sägewinkel an einer Bandsäge kann einfach eingestellt werden, indem Du die Bevel Box am Sägeband befestigst, nullst, dann auf den Arbeitstisch stellst und anschließend dessen Winkel verstellst.

Wenn Du noch einen interessanten Anwendungsfall kennst, dann teile ihn doch bitte in den Kommentaren.

Vergleich zur Bevel-Box Pro - Lohnt sich der Aufpreis?

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Die Bevel-Box Pro ist im Vergleich zur ELV Bevel-Box nicht genauer. Sie misst ebenso in 0,1 Grad Schritten, wie die günstigere Variante. Zudem misst sie auch nicht genauer. Die Messgenauigkeit beträgt auch 0,1 Grad. Insofern kann sie in Bezug auf das korrekte Einstellen des richtigen Schnittwinkels genau das Gleiche wie die einfache Bevel-Box.

Den Aufpreis rechtfertigen in erster Linie Komfortfunktonen. Die Bevel-Box Pro hat ein klappbares Display. Das kann in manchen Situationen nützlich sein. Neben der Neigungsmessung hat die Pro-Variante auch eine digitale Wasserwaage integriert. Zusätzlich wird der Bezugswinkel beim Winkelmessen angezeigt.

Beispielsweise ist es möglich bei einem Neigungswinkel von 10,3° die Taste Zero zu drücken, um von diesem Winkel aus einen weiteren Winkel zu messen. Es wird im Display dann klein 10,3° angezeigt und ein Neigungswinkel wie beispielsweise 14,7° relativ zu den 10,3° in groß angezeigt. Am Display ist dann einfach abzulesen, dass der Winkel in Bezug auf die Referenzfläche 14,7° und in Bezug zu dem ursprünglichen null insgesamt 25° (14,7°+10,3°) beträgt.

Zu guter Letzt kann die Bevel-Box Pro rekalibriert werden. Allerdings wird in der Bedienungsanleitung mehr oder weniger davon abgeraten.

All diese Punkte waren mir die 10 Euro Aufpreis für die Bevel-Box Pro nicht wert. Wenn Dir die Zusatzfunktionen wichtig sind, kannst Du Dir die Bevel-Box Pro einmal auf Amazon ansehen.

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