Wie Du die richtige Drehzahl beim Bohren in Holz wählst
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Bohren in Holz ist eine scheinbar einfache Tätigkeit –allerdings nur oberflächlich betrachtet. Obwohl ein Bohrloch meistens irgendwie gelingt, ist doch meistens ein sauberes, ausrissfreies Bohrloch gewünscht.
Mit der richtigen Drehzahl erzielst Du saubere und präzise Holzbohrungen und vermeidest Ausrisse oder gar Schäden an Deinem Werkstück. Bevor ich Dir allerdings eine „nackte“ Drehzahltabelle präsentiere, möchte ich Dir erklären, wieso die Drehzahl eine Rolle spielt.
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Warum die Drehzahl wichtig ist
Die Drehzahl beeinflusst im Wesentlichen zwei Faktoren beim Bohren: Die Vorschubgeschwindigkeit und die Hitzeentwicklung.
Die Hitzeentwicklung wirkt sich direkt auf das Bohrergebnis aus. Ist die Drehzahl zu hoch, wird der Bohrer zu heiß. Dadurch entstehen Brandspuren im Holz. Das kann unkritisch sein, weil das Bohrloch später mit beispielsweise einem Dübel wieder „gefüllt“ wird, muss es aber nicht, wenn es später sichtbar ist.
Die entstehende Brandgefahr stellt jedoch das größere Problem eines heißen Bohrers dar. Abgetrennte Späne können angekokelt bzw. glühend oder glimmend aus dem Bohrloch ausgeworfen werden. Werden sie anschließend abgesaugt, laden sie in einer Umgebung von entzündlichem Bohrstaub und viel Luft.
Mit Blick auf Dein Werkzeug führt eine hohe Hitzeentwicklung allerdings zu deutlichen Auswirkungen auf dessen Schärfe. Wird der Bohrer zu heiß, verliert er schnell seine Schärfe. Hohe Hitze kann die Standfähigkeit des Bohrers zerstören. Die Standfähigkeit ist die Fähigkeit des Bohrers, über längere Zeit und Einsätze scharf zu bleiben. Hohe Hitze führt damit zu stumpfen Bohrern und die erzeuge schlussendlich Ausrisse auf der Rückseite des Werkstücks.
Einflussfaktoren für die Wahl der Drehzahl
Die Wahl der Drehzahl wird von vier Einflussfaktoren bestimmt.
- Art des Stahls des Bohrwerkzeugs (HSS, HM oder WS)
- Art des Bohrers (Schneidgeometrie)
- Durchmesser des Bohrers
- Zu bohrende Holzart
Grundsätzlich gilt: Die Drehzahl für das Bohren in Holz nimmt mit zunehmendem Durchmesser des Bohrers ab. Oder einfacher:
Je größer der Bohrdurchmesser, desto geringer die Bohrdrehzahl!
Art des Stahls des Bohrwerkzeugs (HSS, HM oder WS)
WS steht für Werkzeugstahl. Andere Bezeichnungen sind Kaltarbeitsstahl. Kaltarbeitsstahl eignet sich für Bearbeitungstemperaturen bis 200 °C. Er bietet damit nur die geringsten Schnittgeschwindigkeiten und fordert die geringsten Drehzahlen.
HSS steht für die englische Bezeichnung „High Speed Steel“. Der deutsche Name lautet Schnellarbeitsstahl (oder auch: Hochleistungschnellarbeitsstahl, Hochleistungs(schnell)schnittstahl). Schnellarbeitsstahl behält bis etwa 600 °C seine Härte und ermöglicht etwa drei- bis viermal höhere Schnittgeschwindigkeiten als Werkzeugstahl.
HM steht für Hartmetall. Die Temperaturbeständigkeit von Hartmetallen reicht bis etwa 900 °C und erlaubt so etwa drei Mal so hohe Schnittgeschwindigkeiten wie Schnellarbeitsstahl (HSS).
Hartmetall ermöglicht Dir somit die größten Schnittgeschwindigkeiten und verzeiht die höchste Temperaturentwicklung. Er ist aber auch am teuersten, bricht bei unsachgemäßer Handhabung leichter und lässt sich schlechter schärfen.
Art des Bohrers (Schneidgeometrie)
Welche Drehzahl du wählen solltest, hängt allerdings nicht nur vom Bohrdurchmesser, sondern auch vom verwendeten Bohrer ab. Der Grund ist liegt darin, dass jeder Bohrer eine andere Schneidengeometrie aufweist. Ein klassischer Holzspiralbohrer verfügt über eine andere Schneidengeometrie wie ein Forstnerbohrer oder ein Flachfräsbohrer.
Je mehr Schneidfläche auf einmal Späne abnimmt, desto geringer muss die Schnittgeschwindigkeit sein. Aus diesem Grund solltest Du mit einem Forstnerbohrer langsamer bohren als mit einem spitz zulaufenden Spiralbohrer.
Durchmesser des Bohrers
Je größer der Durchmesser des Bohrers ist, desto mehr Späne nimmt er ab. Das erhöht die Reibung und damit die Hitzeentwicklung. Die Bohrgeschwindigkeit muss also reduziert werden.
Zu bohrende Holzart
Holz besteht aus einzelnen Fasern, die der Bohrer beim Bohren zertrennt bzw. abtrennt und aus dem Bohrloch auswirft. Weichhölzer (Nadelhölzer) besitzen eine relativ geringe Faserdichte, Harthölzer (Laubhölzer) eine relativ hohe Faserdichte. Weichhölzer wie Kiefer oder Fichte lassen sich also logischerweise schneller bohren als Harthölzer wie Eiche oder Mahagoni.
Drehzahltabelle für das Bohren in Holz
Die ganze Theorie nützt Dir jedoch nichts, wenn Du keine Werte hast, an denen Du Dich orientieren kannst. Daher habe ich Dir eine Drehzahltabelle für das Bohren in Holz zusammengestellt.
Art des Holzbohrers | Durchmesser und Drehzahl | ||||
---|---|---|---|---|---|
Holzspiralbohrer | 2-3 mm 3.000 | 4-6 mm 2.500-2.000 | 7-10 mm 1.500-1.000 | 11-18 mm 700-500 | über 20 mm bis 500 |
Schlangenbohrer | 6-15 mm 1.600 | 16-22 mm 1.400 | 24-26 mm 1.000 | 28-30 mm 800 | |
Forstnerbohrer | 10-20 mm 1.500 | 22-25 mm 1.100 | 26-30 mm 900 | 32-35 mm 800 | 36-50 mm bis 600 |
Flachfräsbohrer | 6-25 mm 1.000 | 26-35 mm 750 | 36-40 mm 600 |
Die Tabelle weist zweckmäßige Drehzahlen für Holzspiralbohrer, Schlangenbohrer, Forstnerborher und Flachfräsbohrer aus. Sie unterscheidet allerdings nicht zwischen der zu bohrenden Holzart sowie dem Stahl des Bohrers. Die Tabelle soll Dir daher in erster Linie eine erste Orientierung für Deine nächsten Bohrungen bieten.
Viel Erfolg bei Deinem nächsten Projekt!
Weiterführende Links:
- Bosch Drehzahltabelle im „Bosch Wegweiser Bohren“ (PDF, S. 7 unten; abrufbar über archive.org)
- Famag Drehzahltabelle im Produktkatalog (PDF, S. 140)
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